Kommt es dir ebenfalls so vor, dass die SEO-Szene etwas eingeschlafen ist? Alle geben doch mehr oder weniger die gleiche Meinung wieder. Wo ist nur die Vielfältigkeit geblieben? Vor Jahren gab es stets verschiedene Meinungen und hitzige Diskussionen zu Themen wie Rankingfaktoren, Google-Updates und der Zukunft von SEO. Diese scheinen einem langweiligen und bei vielen Themen übereinstimmenden Meinungsbild gewichen zu sein. Warum dies eigentlich nicht sein darf und warum SEO so viele Möglichkeiten bereithält, individuell zu sein, möchte ich in diesem Artikel zeigen.
Es kann bei SEO nicht den einen Weg geben
Google möchte seinen Nutzern die besten Suchergebnisse liefern, damit diese glücklich und zufrieden die Suchmaschine nutzen und nicht zu Konkurrenz wechseln.
Google wird daher NIEMALS alle seine Ranking-Faktoren offenlegen. Im Gegenteil: Es überkommt einem bei manchen Meldungen von Google das Gefühl, dass hier leichte Fehlinformationen vermittelt werden, damit sich die lieben/bösen SEOs und Webmaster doch gefälligst an die Regeln bei der Optimierung halten.
Wie bei dieser Meldung: Buying Links Is Like Throwing Money Out The Window – kann Google wirklich erkennen, ob ein Link gekauft ist? Oder soll unter allen bösen Linkkäufern Verunsicherung hervorgerufen werden?
Oder diese Meldung: Making Quality Links Is Against Google’s Webmaster Guidelines – auf welchem Stern leben wir eigentlich? Selbst Techniken, die noch zu „White HAT SEO“ zählen, wie das Bekanntmachen von hochwertigem Content durch Outreach und Seeding-Maßnahmen (was automatisch zu Verlinkungen führen kann), wird von Google als Verstoß gegen die Richtlinien angesehen? JA, SIND DIE VÖLIG REALITÄTSFERN?
Fakt ist, es gibt sichere Rankingfaktoren, die einen Einfluss auf deine Rankings haben, wie Content, Backlinks und noch vieles mehr. Und genau das ist unsere Aufgabe als Suchmaschinenoptimierer für unsere eigenen Seiten oder für unsere Auftraggeber: Wir optimieren Seiten, damit diese bessere Rankings erhalten.
Jedoch hat und sollte jeder SEO seinen eigenen Stil, sein eigenes Erfolgsrezept entwickeln können. Denn durch zig verschiedenen Rankingfaktoren kann eben niemand sagen, welche Faktoren welche Gewichtung haben. Mache ich zuerst bei der Website alle Title und Descriptions richtig schick oder veröffentliche ich zuerst hochwertige Inhalte auf der Website und kümmere mich dann um die technischen Punkte? Hier gibt es zig Herangehensweisen. Auch unterscheiden sich SEO-Maßnahmen je nach Komplexität einer Website. Eine Seite mit gerade mal 100 URLs kann von Google leichter und schneller gecrawlt werden als eine große Website mit 1.000.000 URLs. Der Status-Q einer Website ist ebenfalls dafür ausschlaggebend, welche Maßnahmen Sinn machen und so weiter…
Die Strategien sind so verschiedenen: Es gibt unzählige Stellschrauben, an denen optimiert werden kann. DU als SEO und Webmaster entscheidest, was umgesetzt wird, und verfolgst dabei deine eigene Strategie.
Warum es nicht besonders effektiv ist, der großen Herde zu folgen …
Wenn jemand sich über die Suchergebnisse bei Google beschwert und du weißt, wer daran Schuld ist …:
Die Übersetzung des Tweets: „Warum beginnt jedes Online-Rezept mit einem 40-Seiten-Essay über irgendwelche Hundewelpen und Kinder und darüber, wie schön es ist, die Blätter im Herbst fallen zu sehen und wie sie die Veränderung der Blätter lieben. Gib mir einfach das Rezept! Meine Finger tun vom scrollen weh.“
Hier halten es wohl viele Webmaster für richtig, möglichst viel Text (egal ob sinnvoll oder nicht) neben dem eigentlichen Rezept zu platzieren. Es kommt definitiv nicht auf die Textlänge an, jedoch versuchen gerade viele möglichst viel Text auf ihren Seiten einzubauen, um gute Positionen bei Google zu erreichen. Und so kopiert jeder blind diese eine Strategie und so sehen dann enttäuschte User aus, was Google unbedingt vermeiden möchten. Denn nur glückliche User kehren regelmäßig zur Suchmaschine zurück.
Laufe daher nicht jedem Trend hinterher, sondern schau, was bei dir funktioniert und was nicht. Vergiss nie, dass Google nicht zehnmal die gleichen Suchergebnisse in den Top Ten haben will. Google will bewusst verschiedene Ergebnisse liefern, da jeder User auch leicht unterschiedliche Erfahrungen und Erwartungen mitbringt. Daher ist es so wichtig, einen eigenen Style zu haben. Dein eigenes Vorgehen und spezifische Strategien heben dich immer von der Konkurrenz ab.
Was funktioniert und was nicht – Testen schwierig
Was funktioniert und was nicht? Das ist im Bereich SEO sehr schwierig, da Google Websites mehrmals crawlt, um Veränderungen wirklich zu erfassen und entsprechend zu bewerten. Von heute auf morgen passiert hier wenig. So können Optimierungen erst nach ein paar Monaten Wirkung zeigen. Optimiert man hunderte von Faktoren innerhalb kurzer Zeit, so wird es immens schwierig, zu sagen, welche Faktoren sich wie auf die Rankings auswirken.
Auch das Thema Scheinkorrelationen ist eine beliebte Falle bei der Suchmaschinenoptimierung. Noch vor Jahren hieß es in zahlreichen Ranking-Faktor-Studien, dass die Anzahl der FB-Likes und sonstige Social Media Signals relevante Rankingfaktor wären. Google hat jedoch bestätigt, dass Facebook und Co. für sie wie eine Black Box sind. Diese Aussage macht Sinn, denn wie sollen die Google-Crawler überhaupt Zugriff auf die Social-Media-Kanäle bekommen?
Dazu kommt, dass jedes Land, jede Branche und jedes Keyword unterschiedlich stark gewichtete Rankingfaktoren hat. Man kann also nicht eine Schablone im SEO erstellen sowie diese immer und überall anwenden. Man muss also situationsabhängig handeln und das können nur SEOs, die auch individuell handeln.
So lebt SEO wieder – ein Praxisbeispiel
Man muss über den großen Teich blicken, um noch richtige SEO-Fights zu entdecken. Ein aktuelles Beispiel ist Chase Reiner vs. Ruan Marinhos. Beide sind bekannte SEOs, die ihre Bekanntheit über ihre Youtube Channels erreicht haben. Hier geben sie regelmäßig Praxis-Tipps zur Optimierung von Websites für Google.
Chase Reiner hat dazu noch eine sehr große Community auf Facebook hochgezogen.
Ende 2018 ging ein großes Staunen durch die amerikanischen SEO-Communities. Chase Reiner behauptete doch glatt, dass er kein Linkbuilding betreibt und dies als nicht mehr wirkungsvoll erachtet. In der deutschen SEO-Community eine Meinung, die man immer häufiger hört, war diese Aussage für viele US-amerikanische SEOs ein Beweis dafür, dass Chase Reiner keine Ahnung hat und verteufelten ihn regelrecht.
Letzten Endes bleibt also die Frage, ob der Aufbau von Citations (Verlinkungen von lokalen Branchenverzeichnissen) Linkbuilding ist oder nicht. Hier sollte sich jeder selbst ein Bild machen. Viele SEOs hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon ihr eigenes Bild gemacht und nutzten die Chance für Häme und Spott. Besonders der bereits erwähnt SEO Ruan Marinho nahm jetzt richtig an Fahrt auf:
Und so entstand ein richtiger SEO-Fight
Chase Reiner nahm die Attacken von Juan zum Anlass, die Website von Juan einen ordentlichen SEO-Audit durchzuführen und fand dabei sehr viele Fehler auf der Website:
[lyte id=’pI1oVWIzeCc‘ /]Ruan Marinho lud ein Video hoch, in dem er das Gegenteil behauptete und darüber sprach, dass technisches SEO nicht die hohe Relevanz hat:
[lyte id=’Vwr9bq5u9ug‘ /]Los geht´s
Genau dieser Fight macht SEO so unfassbar spannend. Beide Kontrahenten haben erfolgreich bewiesen, dass sie Websites bei Google nach vorne bringen können. Beide verfolgten eine komplett unterschiedliche Strategie und beide sind damit erfolgreich gewesen. Genau diese Individualität sollte uns SEOs niemals verloren gehen. Besonders in Deutschland höre ich immer mehr die gleichen Meinungen. Daher mein Aufruf: Liebe SEOs, wir sollten uns mehr trauen aus der Reihe zu tanzen.
SEO ist echt schwierige Sache und immer ändert sich deshalb muss man immer Aktuell Methode nutzen.
Vielen Dank für den tolle Beitrag!
mfg
Kristina
Lieber Fabian, ich danke Dir für diesen Artikel! In meiner Eigenschaft als ewiger Skeptiker gefällt mir insbesondere der abschließende Satz. Wir sollten uns wirklich mehr trauen, viel mehr unorthodoxe Meinungen veröffentlichen und diese auch von anderen annehmen und diskutieren. Nur durch eine ordentliche, sachliche und vielfältige Diskussion können wir uns weiterentwickeln.
Also: Respekt und Dank für diese Worte.
Hallo Klaus,
danke dir vielmals für deinen tollen Kommentar. So etwas motiviert ungemein weitere Artikel und Arbeit hier zu investieren :-).
Viele Grüße,
-Fabian