Die KI-Hysterie nimmt kein Ende. Gerade für die Suchmaschinen und damit die Suchmaschinenoptimierung brechen wohl neue Zeiten an. Zwar sind die Marktanteile von ChatGPT im Vergleich zu Google noch sehr gering, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass jeder Möchtegern-SEO-Guru auf Linkedin, X etc. den nächsten Hype in einer so übertriebenen Hysterie ausbreitet, dass einem schon schlecht wird.
In diesem Blogartikel möchte ich daher einen sachlichen, neutralen Blick auf die kommende Generation der Suchmaschinenoptimierung durch KI-Suchmaschinen werfen und erklären, warum klassisches SEO noch lange nicht tot ist und wie man gute Rankings bei ChatGPT, Perplexity und Co. erreichen kann. Let´s go!
Was ist GEO, AIO, LLMO, GAIO & Co.?
Generative AI steht für künstliche Intelligenz, die mit Hilfe von Trainingsdaten neue Inhalte generieren kann, wie z. B. Texte, Bilder, Musik oder Videos. Bekannte Anwendungen sind Chatbots wie ChatGPT, Claude.ai oder Bildgeneratoren wie DALL·E oder ideogram.ai.
Spannend für SEO sind dabei Generative AI Anwendungen, die Suchergebnisse und Internetseiten als Antworten liefern können, wie z. B. SearchGPT oder Perplexity.
Abb.: Beispiel von der Generative AI “SearchGPT” und eines Suchergebnisses mit externen Links zu weiterführenden Informationen und Internetseiten
GEO (Generative Engine Optimization) bezeichnet die Optimierung von Inhalten, damit diese von generativen KI-Modellen besser verstanden und priorisiert werden. Ähnlich wie SEO für Suchmaschinen sorgt GEO dafür, dass Texte, Bilder oder andere Inhalte so gestaltet werden, dass sie von KI-Systemen bevorzugt verwendet oder wiedergegeben werden.
Abb.: ChatGPT auf SearchGPT umstellen
Da dieses Gebiet der Optimierung noch sehr jung ist, gibt es derzeit viele verschiedene Begriffe für diese Art der Optimierung der Generativen KI. So wird nicht nur von “GEO” gesprochen, sondern auch von Begriffen wie
- AIO (AI Optimization),
- LLMO (Large Language Model Optimization),
- GAIO (Generative AI Optimization).
Warum wir uns für den Begriff GEO entschieden haben:
GEO ist die Abkürzung für Generative Engine Optimization. Da wir uns nach wie vor im Bereich der Suchmaschinenoptimierung, auf Englisch auch Search Engine Optimization genannt, bewegen, ist der Begriff GEO unserer Meinung nach besonders gut geeignet. Welcher Begriff sich durchsetzen wird, wird die Zeit zeigen. Bis dahin verwenden wir den Begriff “GEO” und hoffen, dass wir damit auf die richtige Bezeichnung gesetzt haben ;-). |
Marktanteile von ChatGPT & Co. im Vergleich zu Google oder “Warum die Hysterie (noch) übertrieben ist”
Auch wenn laut Semrush Studie (https://www.semrush.com/blog/chatgpt-search-insights/) einige Branchen bereits ordentlich Traffic über Chat bzw. SearchGPT erhalten, so ist der tatsächliche Marktanteil noch sehr klein.
Laut einer weiteren Studie von sparktoro.com (https://sparktoro.com/blog/new-research-google-search-grew-20-in-2024-receives-373x-more-searches-than-chatgpt/) ist der aktuelle weltweite Marktanteil von ChatGPT erst bei 0,25%. Google ist nach wie vor Marktführer mit ca. 90%. Weit abgeschlagen kommt Bing (inkl. CoPilot) mit ca. 4%.
Abb.: Aktuelle Verteilung der Suchmaschinen-Marktanteile. Google hat nach wie vor eine enorme Marktdominanz.
Es muss somit niemand in Panik geraten, dass die klassische Google-Suche nicht mehr genutzt wird – im Gegenteil: Laut Bericht wird die Google-Suche im Jahr 2024 sogar stärker genutzt werden als bisher.
Wie stark KI-Modelle als Suchmaschinen genutzt werden, wird die Zukunft zeigen. Sich jetzt schon darüber zu informieren, kann natürlich von Vorteil sein. Zumal Google mit seiner Antwort auf ChatGPT nicht lange auf sich warten ließ…
AI Overviews: Googles Antwort auf ChatGPT & Co.
Die AI Overviews, ehemals SGE, werden bereits in vielen Ländern ausgespielt und werden nach und nach auch in der EU und im deutschsprachigen Raum zu finden sein. Allein aus diesem Grund sollte sich jeder SEO auch mit der Optimierung der kommenden AI Overviews auseinandersetzen.
Mit den AI Overviews werden KI generierte Antworten auf Suchanfragen direkt in den Suchergebnissen von Google zu finden sein. Wie sich die Suche weiterentwickeln wird, kann natürlich nur vermutet werden. Google stellt beispielsweise einen neuen AI Mode vor, bei dem die KI die Suche nach Antworten auf komplexe Fragen für den Nutzer übernimmt.
Welche Rankingfaktoren bei GEO wichtig sein (könnten)
Zunächst ist es wichtig zu überlegen, für welche KI man optimieren möchte. SearchGPT verwendet Bing als Suchindex, die AI Overviews verwenden natürlich den Suchindex von Google usw. Daraus lassen sich einige wichtige Rankingfaktoren ableiten:
- Content: Wie bei der klassischen Suchmaschinenoptimierung steht auch hier der Content und die Website selbst im Mittelpunkt. Wichtig ist, dass die mögliche Frage, auf die der Content eine passende Antwort liefert, möglichst weit oben zu finden ist. Ähnlich wie bei den Featured Snippets hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Frage beispielsweise als H2-Tag möglichst weit oben im Content zu platzieren und die entsprechende Antwort möglichst präzise in wenigen Sätzen wiederzugeben. Genau das wird vermutlich auch AI Overviews und KI-Suchmaschinen wie Perplexity helfen, den Content besser zu klassifizieren. Auch klassische TF*IDF-Analysen können helfen, die Relevanz des Contents hoch zu halten, so dass auch andere Suchmaschinen ihn als wichtig einstufen.
- Technik: Ladezeiten sowie Core Web Vitals sollten für die Crawler vieler Suchmaschinen bei der Bewertung von Quellen für KI-Antworten weiterhin wichtig sein. Auch technische “Fehler” wie Broken Links, Canonical Errors etc. sollten vermieden werden, da sie das Crawlen unnötig erschweren und von geringer Seitenqualität zeugen. Mit Hilfe von Schemadaten kann den Suchmaschinen zudem gezeigt werden, um welche Art von Inhalten es sich handelt.
Anmerkung: Noch relativ neu sind sogenannte LLM-Textdateien, die das Auslesen von Inhalten durch KI erleichtern sollen. Ob das wirklich hilft, sei dahingestellt… Quelle: https://wordlift.io/generate-llms-txt/ |
- E-E-A-T: (Super wichtig) Wenn man sich mit seiner Website als vertrauenswürdige Quelle ausweist, werden die Suchmaschinen nicht umhinkommen, diese auch in Ihren Antworten als Link zu platzieren. Dabei kommen die klassischen E-E-A-T-Merkmale von Google zum Einsatz:
- Ist der Content so gut, dass andere ihn freiwillig auf Social Media teilen würden?
- Ist der Autor vertrauenswürdig und hat seine Fachkompetenz durch z. B. Speaker-Auftritte bewiesen, kann man seinen Inhalten und Aussagen eher trauen
- Werden die Inhalte auf der Website mit Quellen, echten Erfahrungen, Statistiken und mehr bewiesen?
- Wurde die Website von anderen vertrauenswürdigen Websites verlinkt, steigert dies ebenfalls das Ansehen der Website
- Backlinks: Wie bereits erwähnt, sind Backlinks für Suchmaschinen ein wichtiger Beweis für die Vertrauenswürdigkeit einer Website. Wird eine Website natürlich von vielen (und relevanten) Quellen verlinkt, spricht dies für eine hohe Qualität der Inhalte. Viele LLM-Modelle lesen in diesem Zusammenhang auch aus, wie oft eine Website verlinkt wird und in welchem Kontext die Verlinkung erfolgt. Eine hohe Themenrelevanz und ein natürlicher Aufbau von Backlinks sind hier der Schlüssel.
- Erwähnungen, Branding, Mentions: Nicht nur reine “dofollow”-Backlinks könnten LLMs bewerten, sondern auch die Häufigkeit, mit der eine Person, ein Produkt oder ein Unternehmen erwähnt wird. Damit würden Sponsored Posts an Bedeutung gewinnen. Genauso wie Social Media Posts, Podcasts, Videos (YouTube) und mehr – je öfter die KI-Suchmaschinen eine Person/Unternehmen im Kontext sehen, desto mehr könnte die Relevanz steigen.
Das Problem 1: Traffic
Eine wichtige Kennzahl für viele SEO-Maßnahmen ist neben dem Ranking der Website-Traffic. Bei vielen LLMs wird die Antwort aber direkt angezeigt – und zwar so ausführlich, dass viele Nutzer gar nicht mehr auf die weiterführende Quelle (Interseite) klicken müssen. Die Folge wird sein, dass viele Websites spürbar an Traffic verlieren werden, wenn sich KI-Suchen durchsetzen.
Daher wird bereits jetzt diskutiert, ob ‚Traffic‘ überhaupt noch eine wichtige Kennzahl bleibt oder ob sich die Customer Journey an die neuen Möglichkeiten anpassen wird. So wird im TOP Funnel zunächst nur wichtig sein, dass das Unternehmen oder das Produkt überhaupt von den KI-Suchen erwähnt wird. Im Mid Funnel kommt dann erst der tatsächliche Traffic auf die Website, wo dann am Ende (Bottom of Funnel) die Conversion / Sale entsteht.
Das Problem 2: Tracking
In der Search Console werden die Klicks und Impressionen über die Google AI Overviews nicht gesondert ausgewiesen. Auch andere KI-Suchen wie Perplexity oder ChatGPT bieten (noch) keine eigenen Auswertungsmöglichkeiten wie die Google Search Console.
Natürlich kann der Traffic aus solchen Suchen als Referral-Traffic in Analytics erfasst werden, aber zu den verwendeten Suchbegriffen, der CTR, den Impressionen usw. gibt es derzeit keine genauen Informationen.
Um ein besseres Tracking zu ermöglichen, arbeiten Toolanbieter wie Sistrix oder Semrush bereits an Lösungen und bieten hier neue Tracking-Tools an:
https://www.semrush.com/lp/enterprise-aio/en/
Fazit & Video: Warum SEO nicht tot ist und wir uns trotzdem auf GEO vorbereiten sollten
Laut Sistrix werden AI Overviews bei 15-20% der Suchanfragen mobil ausgespielt (UK). ChatGPT hat nur einen Marktanteil von 0,25% bei Suchmaschinen. Also gibt es keinen Grund zur Panik.
Ob sich die Marktanteile und die Anzahl der AI Overviews ändern werden?
Es wird sicherlich Veränderungen geben. Ob der gesamte Suchmaschinenmarkt jedoch kippt, ist derzeit nicht absehbar. Vielmehr wird die klassische Google-Suche neben der „neuen“ KI-Suche koexistieren. Ähnlich wie beim klassischen Fernsehen und YouTube wird es unterschiedliche Zielgruppen geben, die eine Methode der Websuche bevorzugen.
Alle SEOs da draußen, die jetzt schon optimieren wollen (GEO), sollten weiterhin auf die Wünsche der Suchmaschinen und der Nutzer eingehen:
- Wirklich gute Inhalte liefern
- Klar strukturierte, direkt sichtbare Antworten
- Technisch einwandfreie, schnelle Websites
- EEAT im Hinterkopf haben und eine Autorität auf dem Gebiet sein/werden
- Backlinks als wichtiges Mittel benutzen, um Relevanz zu zeigen
Und nun zu dir, lieber Leser: Was denkst du über die kommenden KI-Suchen? Gefällt dir der Begriff GEO oder bevorzugst du einen anderen?