Die OMK in Lüneburg öffnete am 27.09.2018 zum siebten Mal ihre Pforten. Die Hochschule Leuphana Universität Lüneburg und die Agentur web-netz machten den Campus zum Zentrum des Online-Marketings. Dieses Jahr kamen über 1.000 Besucher zu dem Event. In diesem Recap möchten wir dir unsere Erfahrungen wiedergeben:
Inhalt
Prof. Dr. Klemens Skibicki: Digitalisierung – mehr Kopfsache als Technologie!?!
Eröffnet wurde die Konferenz mit der Keynote von Prof. Dr. Klemens Skibicki zum Thema Digitalisierung. In seinem Vortrag ging es darum, weshalb es Unternehmen so schwerfällt, sich für die Digitalisierung zu öffnen.
Seine Kernaussagen: Die Menschen hatten immer schon Angst vor neuen Technologien, bei denen sie ihre Denkmuster ändern mussten. Unternehmen müssen anfangen umzudenken und neue Technologien zu akzeptieren: Stör-Werbung hat ausgedieht. Dazu zählen besonders Werbespots mit hohen Streuverlusten. Die Menschen sind heutzutage überwiegend im Internet unterwegs und bestimmen ihren Informationskanal selbst. Unternehmen, die nicht in Social Media unterwegs sind, verschlafen diese Möglichkeit, ihre Zielgruppe zu erreichen. Die Zeit der klassischen Werbung ist vorbei.
Dabei bietet das Internet genau das, was die Menschen sich schon immer gewünscht haben: Sie bestimmen selbst, was sie zu sehen bekommen. Durch das Fernsehen wurde dieser Wunsch unterbunden. Konsumenten bekamen in Dauer-Beschallung reißerische Werbung (Stör-Werbung) in der Endlosschleife zu sehen, obwohl diese einen immensen Streuverlust hat. Beispiel: Jeder kennt das Damen-Hygiene-Produkt OB – doch warum eigentlich? Die Zielgruppe sind Mädchen und Frauen ab einem gewissen Alter. Aber durch den immensen Streuverlust der Werbung kennen auch Männer dieses Produkt. Das ist in Zeiten von Social Media überholt.
Weitere wichtige Punkte: Wem vertrauen Menschen? Von wem nehmen sie Empfehlungen an? Von der Stör-Werbung im TV? Definitiv nicht. , Von Freunden und Bekannten und genau DAS ist die Chance für Unternehmen auf Facebook und Co.. Unternehmer müssen Menschen dazu bewegen, über ihren Betrieb oder ihre Produkte auf Facebook und Co. zu sprechen. Wie erreicht man das? Sehen wir uns an, wer in Social Media aktiv ist: 80 % sind stille Mitleser und 20 % sind extrovertierte User, die gerne über sich selbst posten. Diese 20 % der aktiven Poster müssen Unternehmer erreichen. Beispiel: Cola Cola. Der Konzern hatte die Idee, Cola-Flaschen mit verschiedenen Namen zu posten, damit Menschen sich mehr angesprochen fühlen und darüber in den sozialen Medien schreiben. Der Mensch will Individualisierung haben. Daher ist Apple mit dem iPod und später dem iPhone / iPad so erfolgreich geworden. Der User konnte die Produkte auf seine Bedürfnisse anpassen. Im iTunes-Stores nur die Songs runterladen, die er wirklich haben wollte, und nicht die ganze CD kaufen. Auf seinem iPhone nur die Apps installieren, die er braucht, und vieles mehr.
Zusätzlich ist Social Media der beste Feedback-Kanal: Wenn mein Content auf Facebook & Co. niemanden interessiert, wird dieser auch nicht in der Öffentlichkeit ankommen. Digitalisierung bedeutet für Unternehmen Zuhören und Sprechen.
Dr. Nicolas Dierks: Social Media jenseits der Überschriften: Chancen erkennen und ethisch handeln
Dr. Dierks, Professor der Philosophie, betrachtete in seinem Vortrag ebenfalls das Thema Social Media. Dabei fing er mit einer provokanten Aussage an: Menschen haben Probleme, Potenziale zu erkennen.
Beispiel: Stiftung Warentest von 1984 Enttäuschung vorprogrammiert – die Tester sahen den Homecomputer als völlig unnütz an, ohne dabei zu erahnen, welche Revolution dieser später bringen würde. Nicolas Dierks These: Technologien, bei denen Menschen ihr bekanntes Denkmuster verlassen müssen, haben es schwer, angenommen zu werden. Wenn Menschen ein Begriff fehlt, um eine neue Technologie zu definieren, kann das dazu beitragen, dass diese nicht angenommen oder gar nicht erst verstanden wird.
Weiterhin ging Nicolas Dierks auf das Medium Social Media ein und nannte einen wichtigen Entscheidungsfaktor in diesem Kanal, und zwar die Authentizität (Echtheit / Treue zu sich selbst / Integrität) sonst funktioniert Social Media nicht.
Anke Probst: Simple SEO Health Checks für jede Domain
Anke Probst von Xing hielt einen SEO-Vortrag zum Thema Simple SEO Health Checks, der vor allem auf Einsteiger ausgerichtet war. In dem Vortrag stellte sie die drei wichtigen Funktionsweisen einer Suchmaschine dar und leitete daraus Tipps zur Optimierung ab: Crawling, Indexierung und Relevanzbewertung.
Probleme beim Crawling
Robots.txt:
Die erste Datei, die Suchmaschinen aufrufen: Wird hier etwas geblockt, kann das fatale Folgen haben. In der Google Search Console werden Fehler aufgezeigt. Die gesamte Robots.txt kann getestet werden.
Seitenarchitektur / Sitemaps:
Die Klicktiefe darf nicht zu tief sein. Wenn der Besucher von deiner Startseite aus zu viele Klicks machen muss, werden die Inhalte in den tieferen Ebenen als weniger relevant angesehen. Das kann irgendwann zum Problem werden. Mittels Search Console kann die Sitemap hochgeladen und dahingehend überprüft werden.
Ladezeiten:
Ganz wichtiger Rankingfaktor: Auf diesen Punkt ging Anke nicht intensiv ein, sondern zeigte das Google Chrome Lighthouse Browser-Plugin, mit dem man die Ladezeiten bis in Details seiner Website überprüfen kann. Einen Basic SEO Check gibt es ebenfalls und das Tool ist von Google selbst. Daher sollte man diesem unbedingt einen Blick schenken.
Probleme beim Indexieren
Meta Tags:
Noindex sperrt logischerweise deine Website von den Suchmaschinenergebnissen aus. Mit Hilfe der Sitemap-Überprüfung in der Search Console können Seiten gefunden werden, die unfreiwillig auf noindex gesetzt wurden. Mit dem Browser Plugin seerobots lässt sich zudem ebenfalls schnell erkennen, ob eine Seite gesperrt wurde.
Duplicate Content (DC):
DC verursacht keinen Penalty, ist auf Dauer aber trotzdem schädlich (interne Konkurrenz). In der Search Console werden unter HTML Verbesserungen, doppelte Titel und Descriptions angezeigt. Diese Seiten sollte man sich anschauen, um erste DC Probleme zu entdecken.
Serverfehler:
Gibt der Server einen falschen Statuscode aus, kann dies ebenfalls schädlich sein. Daher sollten Serverimmer überwacht werden. Der Status- Code einer URL kann über die Chrome Console überprüft werden.
Verbesserung im Bereich Relevanz
Interne Konkurrenz:
Durch DC ist es möglich, dass sich einzelne URLS in den SERPs zu gleichen Keywords Konkurrenz machen. Doppelte Inhalte zu erkennen, die sich zudem gegenseitig die Rankings nehmen, ist die Spezialität von Sistrix. „Keyword Kannibalisierung“ oder auch ganz klassisch über eine SITEAbfrage bei Google (siehe dazu auch Google Suchoperatoren).
User Intention:
Anke verwies auf einen Artikel von https://www.searchenginejournal.com/scrape-google-serp-custom-extractions/267211/. Dort gibt es einen ausführlichen Bericht dazu, wie man mittels Screaming Frog die Suchintention seiner Keywords bestimmen kann. Super guter Tipp!
Strukturierte Daten:
Sie helfen dabei, die Snippets zu erweitern (Sterne-Bewertungen usw.). Hier können jedoch schnell Fehler passieren – die Search Console bietet ein Testing Tool an, das jedoch nicht so gut ist. Besser ist das Structure Data Testing Tool, ebenfalls von Google selbst.
Noch ein letzter Tipp zum Ende: In der neuen Search Console teilt Google seinen Nutzern mit, warum einzelne URLs nicht indexiert werden.
Christoph Burseg: Mit YouTube-Videos die Umsätze steigern: Diese Beispiele haben es geschafft
Christoph Burseg zeigt in seinem Vortrag, wie man mit YouTube-Videos Umsätze steigern kann. Leider scheuen sich immer noch viele Unternehmen davor, Videos zu produzieren. Dabei hat YouTube eine sehr große Reichweite – über 8 Milliarden Videoaufrufe deutscher Videos pro Monat. Jeder User ist im Schnitt 42 Minuten lang auf der Plattform. Viele Unternehmen, die YouTube mit Videos füllen, machen einiges falsch, z. B. bei der Struktur der Videos:
Nach einem recht langen und langweiligen Intro kommt ein recht langweiliger Content…
Besser wäre der Aufbau eines Videos so:
Fesselnder Einstieg (kein Intro), gefolgt von einem kurzen Intro, darauf eine hohe Informationsdichte im Video selbst und zum Ende hin der Aufruf zur Interaktion (Like & Subscribe) und ganz am Ende weitere Links und Videos, damit der User auf der Seite bleibt.
Christoph Burseg erzählte, dass die vierjährige Tochter seines Bekannten sich mit „Like & Subscribe“ verabschiedet. Dieses Kind hat eindeutig zu viele YT-Videos gesehen… ;-)
Videos sind manchmal sehr aufwändig in der Produktion, aber einmal produziert können diese immer wieder zum Dauerbrenner werden, wie z. B. dieses Kochvideo von yumtamtam zu Halloween – Pünktlich zu Halloween jedes Jahr wieder relevant (Beispiel YUM TAM YAM von Edeka).
Letztendlich zeigen die User den Unternehmen, welche Videos sie sich wünschen. Der Schifftester Matthias Moor testet Schifffahrten, wie z. B. die der AIDA, und beleuchtet in seinen Videos jedes Detail. Andere Unternehmen müssten dies einfach nur kopieren und auf ihre Branche übertragen, da die User scheinbar sehen wollen, wie das Schiff beziehungsweise ein Unternehmen von innen aussieht – in Bewegtbildformat.
Erfolgreiche Cases auf YouTube:
Die Anwaltskanzlei WBS Solmecke produziert kontinuierlich neue Video zu verschiedenen Themen und kann dadurch immens viele Leads generieren.
Netflix bekommt extrem viel Traffic über YouTube durch „einfache“ Vorschauvideos und Trailer zu aktuellen Serien. Laut Similar Web verzeichnet der Screaming-Dienst schlappe 36 Millionen Visits von YouTube jeden Monat – und das völlig kostenlos nur durch kleine Trailer-Videos. Wichtig dabei ist, dass die Links nach dem Abspann und in der Beschreibung direkt im sichtbaren Bereich zu sehen sind.
Guter Tipp zum Schluss:
Viele Unternehmen vernachlässigen die Ads-Möglichkeiten sträflich. Zu interessanten Keywords wie „Wohnung kaufen“ oder „Mallorca Urlaub“ macht keiner etwas auf YouTube. Zu solchen Begriffen werden bei Google-Ads normalerweise ordentliche Klickpreise bezahlt…
Gil Grobe: Mit einer virtuellen Eisdiele zu Millionen Views auf YouTube
Gil Grobes YouTube-Channel Ice Cream Rolls ist ein sehr stark wachsender Kanal, der über 2 Millionen Abonnenten hat. Damit gehört Gil Grobe zu den TOP 50 der größten deutschen YouTuber. 250 Videos hat er bisher produziert. Doch was macht er eigentlich? Bei seinem Urlaub in Thailand sah er, wie die Einheimischen an Food-Ständen Ice Cream machten: Auf einer bis zu minus 30 Grad kalten Platte wird dort Milch mit jeder beliebigen essbaren Zutat mit einem Spachtel vermischt, platt gedrückt und dann durch das Abkratzen zu kleinen Rollen gemacht. Hier das erste Video seines Kanals und der Grundstein seines Erfolges:
[lyte id=’Ybb57frsdKk‘ /]Es ist der weltweit größte Kanal zum Thema Eis. Einmal pro Woche telefoniert Gil Grobe mit einem Berater von YouTube in London, um Ideen zu besprechen und über das weitere Vorgehen zu beraten. (Ab einer gewissen Abonnenten-Anzahl stellt YouTube seinen Creators Berater zur Seite.) Theoretisch braucht Gil Grobe nur 3 Stunden pro Woche, um drei Videos zu erstellen. Der Arbeitsaufwand im Hintergrund ist aber deutlich größer. Allein die Flut an E-Mails ist gigantisch. Er produziert immer die gleichen Videos, die eigentlich die Zielgruppe irgendwann langweilen müssten – scheinbar sind seine Videos jedoch in der ASMR (Autonomous Sensory Meridian Response) Fanszene überaus beliebt und erzielen daher regelmäßig sehr hohe Views auf YouTube. Die Zielgruppe kommt vor allem aus Asien und den USA. Besonders gut gehen Videos, in denen weltweit bekannte Süßigkeiten benutzt werden, wie Skittel, M&Ms, OREOs oder Nutella.
Seine SEO Tipps zu YouTube:
- Regelmäßigkeit: Das belohnt YouTube, da sie regelmäßigen frischen Content bevorzugen,
- Videos mit langen Laufzeiten: >10 Minuten,
- ausgefüllte MetaDaten, wie Tags (Schlagwörter), Descriptions, Titel und gute Thumbnails (Vorschaubilder),
- Interaktion: Viele Kommentare und Likes sind positive Rankingsignale.
Ice Cream Rolls entwickelt sich in andere Bereiche weiter: Über seinen Onlineshop verkauft Gil Grobe in ganz Europa Pulver für diese spezielle Ice Cream-Herstellung. Inzwischen expandiert er mit seinen Videos nach China und lässt sie auf speziellen chinesischen Videoplattformen hochladen.
Christopher Spall: Markenführung im digitalen Zeitalter: Kompass für mittelständische Unternehmen
Im letzten Vortrag, den wir gesehen haben, ging es um das Thema Marken und was eine erfolgreiche Marke ausmacht. Dabei stellte der Referent Christopher Spall drei Werkzeuge vor, die für eine Markenbildung sehr wichtig sind.
Er zeigte ein Video, in dem ein FEDEX-Mitarbeiter einen Monitor lieblos in einen Garten wirft.
Das Video hat fast 10 Millionen Views. Kein einziges Video von FEDEX hat mehr Aufmerksamkeit bekommen als dieses rufschädigende Video. Viele vergessen, dass Marken durch Menschen gemacht werden. Damit Marken wieder menschlicher werden, stellte Christopher Spall drei Werkzeuge vor:
- Markenidentität: Das Markenbild: „Sei ähnlich zu Dir selbst und anders als alle anderen“. Markenrahmen: Du musst nicht identisch sein, aber jeder Mitarbeiter deines Unternehmens muss in den Markenrahmen passen.
Einen solchen Markenrahmen zeigte er am Beispiel von ALMDUDLER gezeigt, das Getränk wird als verrückt, traditionell, echt und natürlich definiert – Punkte wie Nachhaltigkeit, hohe Qualität, Professionalität sind nicht gut, da jeder diese benutzt. Echtheit wird zur Leitwährung im digitalen Zeitalter.
- Wofür steht die Marke und in welcher Kategorie ist die Marke die Nummer 1: Das ist eine elementare Frage, die beantwortet werden muss. Dabei sind einige wenige Regeln für das Corporate Design besser als eine Guideline über 200 Seiten, die sowieso keiner liest.
- Vom Chef beziehungsweise Mitarbeiter zur starken Marke: Trump hat die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen, weil er die stärkere Marke ist. Hillary Clinton hatte 112 Reasons why – er hatte nur eine klare Botschaft. Verdichtung ist bei Markenbildung immens wichtig.
Unser Fazit
Wir waren jetzt schon auf einigen Konferenz unterwegs. Die OMK in Lüneburg hebt sich definitiv durch ihren Austragungsort an der Hochschule von der Masse ab. Man fühlt sich sofort an seine ehemalige Studienzeit zurückerinnert. Die Vorträge der Professoren sind zudem viel theoretischer als die der meisten Speaker auf anderen Konferenzen, was nicht unbedingt schlecht sein muss, sondern einen Blick auf das Ganze gibt.
Wie wichtig Social Media ist und welchen Impact dies auf unser Leben hat, ist mir persönlich erst nach den beiden Vorträgen von Prof. Dr. Klemens Skibicki und Dr. Nicolas Dierks bewusst geworden.
Auch die anderen Präsentationen waren interessant. Besonders die Vorträge über YouTube haben uns noch einmal gezeigt, wie wichtig dieser Kanal für das Online-Marketing ist.