ChatGPT, Perplexity und andere KI-Systeme nennen inzwischen regelmäßig konkrete Marken und Dienstleister. Doch wie entstehen diese Empfehlungen eigentlich? Woran erkennt eine KI, welche Anbieter relevant sind – und warum werden manche Unternehmen berücksichtigt, während andere völlig fehlen?
Genau hier kommt GEO (Generative Engine Optimization) ins Spiel. Künstliche Intelligenz verändert die Art, wie gesucht, gefunden und empfohlen wird. Doch es zeigt sich mal wieder, dass SEO und GEO eng miteinander verbunden sind. GEO basiert auf klassischen SEO-Prinzipien, nur dass die „Suchmaschine“ heute ein Sprachmodell ist.
Wer in Antworten von ChatGPT, Perplexity oder Google Gemini erwähnt werden will, muss verstehen, wie diese Systeme Inhalte erkennen, bewerten und verknüpfen. Spannend ist dabei: Viele der alten SEO-Tricks aus den frühen 2000ern funktionieren plötzlich wieder – nur auf einer neuen Bühne.
Warum manche Dienstleister von ChatGPT & Co. berücksichtigt werden – und andere nicht
Ob Agenturen, Tools oder Marken: Manche werden von ChatGPT und anderen KI-Systemen regelmäßig erwähnt, während andere trotz starker Leistungen gar nicht auftauchen. Das liegt weniger an der Qualität des Angebots, sondern daran, woher die Modelle ihre Informationen beziehen.
Viele Erwähnungen stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen wie Branchenverzeichnissen, Bewertungsplattformen oder redaktionellen Artikeln. Wer dort präsent ist, hat deutlich bessere Chancen, auch in den Antworten von ChatGPT & Co. berücksichtigt zu werden.
Praxisbeispiele: Wie Dienstleister in ChatGPT-Ergebnissen auftauchen
Aktuelle ChatGPT-Antworten zeigen deutlich, wie Empfehlungen überhaupt zustande kommen. SEO-Kollegen, sorry, ich meine SEO-Dienstleister wie Claneo oder Kosch Klink Performance werden von ChatGPT aktuell oft genannt. Der Grund liegt in der Art, wie ChatGPT Informationen bezieht: Das Modell greift auf öffentlich verfügbare, als vertrauenswürdig eingestufte Webseiten zurück. Dazu zählen in erster Linie Branchenverzeichnisse, Bewertungsportale, Medienberichte und thematische Bestenlisten.
Ein besonders spannendes Beispiel ist OMR Reviews. Dort sind viele Agenturen gelistet, häufig mit Bewertungen, Leistungsbeschreibungen und Kundenstimmen. ChatGPT erkennt diese Seite als seriöse Quelle und zieht sie als Beleg für seine Aussagen heran. In der Praxis bedeutet das: Wer auf OMR Reviews sichtbar ist, wird von ChatGPT eher als „empfehlenswert“ identifiziert – einfach, weil diese Plattform strukturiert und häufig verlinkt ist.

ChatGPT gibt selbst an, aus welchen Quellen seine Aussagen stammen. Diese Offenlegung wird meist unter der Antwort angezeigt und zeigt, auf welche Domains das Modell vertraut. Bei Claneo erscheint dort beispielsweise omr.com als Referenzquelle – ein klarer Hinweis darauf, dass die Erwähnung direkt aus dieser Plattform stammt.

Das verdeutlicht, wie stark sich GEO (Generative Engine Optimization) an die Logik klassischer SEO-Signale anlehnt. Früher galt: Wer auf relevanten, gut verlinkten Seiten vertreten war, hatte höhere Chancen auf Top-Rankings bei Google. Heute gilt dasselbe Prinzip – nur, dass nicht mehr die Suchmaschine, sondern eine KI die Quellen durchsucht, bewertet und in Textform zusammenfasst.
Warum Oldschool SEO-Techniken wieder im Trend sind
Wenn man genauer hinsieht, erinnert das Prinzip stark an die frühen Jahre der Suchmaschinenoptimierung. Um 2000 war das DMOZ-Verzeichnis (Open Directory Project) einer der wichtigsten Faktoren für gute Rankings bei Google (Quelle). Wer dort gelistet war, galt automatisch als seriös, da die Einträge redaktionell geprüft wurden und von Google als Qualitätsmerkmal galten. Zahlreiche Unternehmen investierten damals viel Zeit und Mühe, um in dieses eine Verzeichnis aufgenommen zu werden – nicht wegen direkter Besucher, sondern wegen der SEO-Signale, die es vermittelte.
Heute wiederholt sich dieses Muster auf einer neuen Ebene. Statt DMOZ sind es Plattformen wie OMR Reviews, Clutch oder Sortlist, die von KI-Systemen wie ChatGPT als vertrauenswürdige Quellen interpretiert werden. Die Logik ist identisch: Sichtbarkeit entsteht über Dritte, nicht über die eigene Website. Wer in diesen Ökosystemen vorkommt, wird als relevant wahrgenommen und häufiger zitiert.
Damit kehrt ein Grundprinzip der frühen SEO-Ära zurück – die „Autorität durch externe Referenz“. Der Unterschied liegt nur darin, dass die Entscheidung, wer sichtbar ist, nicht mehr durch den Google-Algorithmus, sondern durch ein Sprachmodell getroffen wird. GEO bringt also Mechanismen von damals in die Gegenwart, nur mit neuen Werkzeugen und anderen Spielregeln.
Wenn Dienstleister sich selbst empfehlen: Eigene Bestenlisten als Quelle
Aber nicht nur externe Signale spielen eine Rolle. Manche Dienstleister helfen ihrer Sichtbarkeit in KI-Suchen aktiv nach, indem sie eigene Bestenlisten veröffentlichen – etwa mit Titeln wie „Die besten SEO-Agenturen Deutschlands“. Solche Beiträge wirken auf den ersten Blick redaktionell, stammen aber häufig direkt von Agenturen oder Marketingplattformen selbst.
Interessant ist: ChatGPT erkennt diese Listen nicht als Eigenwerbung, sondern als strukturierte Informationsquelle. Wenn eine Seite mehrere Agenturen auflistet, kurze Beschreibungen hinzufügt und das Ganze als „Ranking“ präsentiert, interpretiert die KI das als vertrauenswürdige Übersicht. Das Ergebnis: Diese Inhalte werden zitiert und in Antworten übernommen, als handele es sich um unabhängige Empfehlungen.
Ein Beispiel dafür ist die Liste von Keyweo:

Dort werden verschiedene SEO-Agenturen aufgelistet – inklusive Keyweo selbst. Genau solche Seiten tauchen dann in den Quellenangaben von ChatGPT auf.
Für Unternehmen kann das ein effektiver Weg sein, um in KI-Ergebnissen präsent zu sein. Entscheidend ist dabei, dass die Seite sauber strukturiert, inhaltlich nachvollziehbar und möglichst neutral formuliert ist. Wer seine eigene Liste mit anderen glaubwürdigen Agenturen oder Marken ergänzt, erhöht die Chance, dass die KI den Inhalt als seriöse Quelle einstuft – und damit die eigene Marke gleich mit.
Warum das alles viel zu leicht ist – und Spam Tür und Tor öffnet
Die aktuelle Situation zeigt, wie anfällig KI-Systeme für Manipulation sind. ChatGPT und andere Sprachmodelle übernehmen Informationen aus frei zugänglichen Quellen, ohne diese redaktionell zu prüfen oder zu verifizieren. Alles, was strukturiert, häufig verlinkt oder mehrfach erwähnt wird, kann theoretisch als „vertrauenswürdig“ eingestuft werden – selbst wenn der Inhalt von einem Unternehmen selbst erstellt oder manipuliert wurde.
Das öffnet Tür und Tor für Spam, automatisierte Rankings und Pseudo-Quellen. Schon jetzt kursieren unzählige Webseiten mit selbst gebauten Bestenlisten, die nur darauf abzielen, in den Antworten von ChatGPT aufzutauchen. KI-Modelle erkennen den Unterschied zwischen echter Expertise und geschicktem Eigenmarketing bislang kaum.
Ein Beispiel, wie leicht solche Fehlinformationen übernommen werden, liefert der Gaming-Bereich: Eine erfundene Meldung über einen angeblichen „Twerk-Button“ in GTA 6 wurde von einer KI-Suchmaschine als Tatsache weitergegeben, weil sie auf einer gut strukturierten, aber falschen Quelle basierte. Der GTA-6-Vorfall zeigt, wie leicht sich KI-Modelle beeinflussen lassen, wenn Inhalte häufig genug im Netz auftauchen.

Ein YouTuber hat seine erfundene Geschichte über Wochen hinweg auf verschiedenen Plattformen gestreut – und die KI übernahm sie schließlich als scheinbar verlässliche Information.
Das zeigt deutlich: Solange es keine klaren Qualitätsfilter oder Quellbewertungen für generative Modelle gibt, bleibt GEO anfällig für Manipulation – und öffnet dieselben Lücken, die SEO schon vor fast 20 Jahren beschäftigen.
Fazit: Wenn Optimierung zur Manipulation wird
Noch fehlen klare Richtlinien oder technische Schutzmechanismen, um solche Manipulationen zuverlässig zu erkennen. Im internationalen Raum taucht daher bereits der Begriff „Black Hat GEO“ auf (https://searchengineland.com/black-hat-geo-pay-attention-463684). Gemeint ist die gezielte Beeinflussung von KI-Ergebnissen durch manipulative Taktiken – etwa durch künstlich erzeugte Inhalte, Fake-Verzeichnisse oder automatisierte Quellen.
Für seriöse Unternehmen ist das eine Chance, sich früh und strategisch zu positionieren. Gleichzeitig birgt es ein Risiko: Wenn KI-Systeme unkontrolliert Inhalte übernehmen, können auch ungenaue oder manipulierte Informationen langfristig das Markenbild prägen. GEO steht damit an einem Punkt, an dem Transparenz, Authentizität und Qualitätskontrolle entscheidender sind als jemals zuvor.