Am 13. und 14. Juni 2024 fand die SEO-Konferenz Campixx statt, an der wir mit großer Freude und Neugier teilnahmen. In Berlin trafen sich Marketing-Experten, um die neuesten Trends, Strategien und Technologien im Bereich des Online-Marketings zu diskutieren.
Die zweitägige Veranstaltung bot ein abwechslungsreiches Programm mit inspirierenden Vorträgen und zahlreichen Networking-Möglichkeiten. In unserem Recap möchten wir die wichtigsten Erkenntnisse und Highlights der Konferenz vorstellen.
1. Tag – 10:30 Uhr
“The Rise of Spam, Hidden Gems, and Major Google Updates: What Changed and How to Respond” von Lily Ray
Der erste Tag der Campixx startete für uns um 10:30 Uhr mit dem Vortrag der NYC-basierten SEO-Expertin Lily Ray. Lily Ray betonte in ihrem Vortrag die zunehmende Bedeutung der Vorsicht bei der Nutzung von KI-generierten Inhalten. Sie stellte fest, dass nur wenige Webseiten KI-Inhalte als solche kennzeichnen, was zu potenziellen Problemen führen kann, insbesondere in Anbetracht des Helpful Content & March Core Updates von Google. Diese Updates betreffen insbesondere Webseiten, die leicht durch KI erstellt werden können, wie beispielsweise Seiten für Film- und Gaming-Rezensionen.
Zudem ging sie auf das wachsende Problem von KI-generierten Spam-Seiten ein, die durch folgende Punkte erkannt werden können:
- Nischen-Websites, normalerweise neue Domains
- Generische Inhalte, die häufige Fragen beantworten
- KI-generierte Bilder
- Mangel an Branding oder echten Autoren
- Hohe Veröffentlichungsfrequenz
Ein weiteres wichtiges Thema war das „Google Hidden Gems Update“ im November 2023, das Inhalte aus erster Hand, wie sie in Foren zu finden sind, fördern soll. Dies führte zu einem enormen SEO-Wachstum bei Reddit. Ray stellte jedoch die Frage, wie dies mit den Prinzipien von E-E-A-T in Einklang zu bringen sei, da viele Foren genutzt werden, um Affiliate-Links zu promoten und Produkte zu verkaufen. Sie erwähnte auch die kürzlich angekündigte Partnerschaft zwischen Google und Reddit, die jedoch laut Google nicht aufgrund des Wachstums von Reddit geschlossen wurde.
Es wurde hervorgehoben, dass es einen starken Anstieg der SEO-Sichtbarkeit bei Foren wie Quora gibt, während informative Webseiten wie Reiseblogs und Film- und Unterhaltungsseiten an Sichtbarkeit verlieren und die niedrigsten Werte seit langem erreichen. Sie betonte die zunehmende Bedeutung, ein echtes Markenzeichen aus SEO-Perspektive aufzubauen und die verschiedenen Verkehrskanäle inhaltlich zu diversifizieren. Es sei entscheidend, nicht denselben Inhalt auf allen Plattformen zu verbreiten, sondern die spezifischen Stärken und Zielgruppen jeder Plattform zu nutzen.
Wir halten fest, dass menschlich-erfahrene Inhalte in der SEO-Sichtbarkeit zunehmen, während traditionelle, informative Seiten an Einfluss verlieren. Es empfiehlt sich, die Entwicklungen im Bereich der KI genau zu beobachten und Strategien entsprechend anzupassen.
1. Tag – 11:30 Uhr:
„From Moshpit to Marketshare“ von Sascha Winkler & Constantin Hochwald
Sascha Winkler und Constantin Hochwald, Gründer der Werbeagentur Brain’n’Dead, beleuchteten in ihrem Vortrag die Beziehung zwischen Marken und der Metal-Subkultur sowie die enormen Potenziale, die darin liegen. Sie betonten, dass mehr Metal in Marken und mehr Marken in Metal integriert werden sollten. Laut den Referenten kann grundsätzlich jede Marke etwas mit Metal anfangen, ähnlich wie es Harley Davidson und Dr. Martens bereits erfolgreich vorgemacht haben.
In ihrem Vortrag widersprachen beide dem Klischee, dass Metalheads immer an langen Haaren und schwarzen Klamotten zu erkennen seien. Die Metal-Community ist nämlich sehr vielfältig und in unterschiedlichen Alters- sowie Berufsgruppen vertreten. Oftmals sind Metal-Fans Akademiker und zeigen eine hohe Markenloyalität. Zudem besitzen sie eine starke Sammelleidenschaft, vergleichbar mit Porzellan-Sammlern, was eine Kooperation mit Metal zu einer vielversprechenden Marketingstrategie machen würde.
Trotz dieser Potenziale haben viele Marken immer noch Zweifel an einer Zusammenarbeit mit der Metal-Community. Dabei gibt es genauso viele Metal-Hörer wie Hip-Hop-Fans, was die Reichweite und Attraktivität dieser Zielgruppe unterstreicht.
Die Referenten hoben zudem hervor, dass die Metal-Community sich selbst als „die Anderen“ sieht und eine rebellische Identität pflegt. Trotz dieses Außenseiterimages sind ihre Denkweisen jedoch ganz alltäglich. Ein Zitat von Steve Jobs veranschaulicht genau diese unkonventionelle Stärke der Metal-Community und die damit einhergehenden Potenziale:
“Here’s to the crazy ones. The misfits. The rebels. The troublemakers. The round pegs in the square holes. The ones who see things differently. They’re not fond of rules. And they have no respect for the status quo. You can quote them, disagree with them, glorify or vilify them. About the only thing you can’t do is ignore them. Because they change things. They push the human race forward. And while some may see them as the crazy ones, we see genius. Because the people who are crazy enough to think they can change the world, are the ones who do.” ― Steve Jobs
Es gibt auch Kritikpunkte an Marken, die zwar versuchen, sich der Metal-Community anzunähern, aber die Metal-Subkultur nicht wirklich verstehen und daher in ihrer Ansprache übertrieben oder unangemessen wirken. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation von Haribo mit dem Wacken Open Air, die durch klischeehafte schwarze und feurige Elemente auffiel. Jedoch gibt es auch gelungene Beispiele für erfolgreiche Kooperationen. Dazu zählen die Vans Warped Tour und das Dosenwasser „Liquid Death“ für Metal-Fans. Auch die Krankenkasse Barmer GEK hat mit „Moshpital“ spezielle Angebote wie Hörtests und Massagen für Metal-Fans entwickelt.
Folglich konnten wir die Erkenntnis gewinnen, dass die Metal-Subkultur ein enormes Potenzial für Marken bietet, wenn sie richtig verstanden und angesprochen wird. Marken sollten ihre Vorurteile und Ängste ablegen und die Loyalität und Sammelleidenschaft der Metal-Community nutzen, um authentische und erfolgreiche Partnerschaften zu schaffen.
1. Tag – 12:30 Uhr
“5 Automatisierungs-Hacks mit Python, die deine tägliche SEO Arbeit erleichtern” von Kevin Kirchhoff
Kevin Kirchhoff, Senior SEO Automation & AI Strategist, präsentierte in seinem Vortrag effektive Hacks mit Python, die die tägliche SEO-Arbeit revolutionieren können, indem repetitive Aufgaben automatisiert werden, wodurch wertvolle Zeit gespart werden kann.
Folgende Hacks wurden besprochen:
- Automatisierte Erstellung und Optimierung von Title Tags, Meta Descriptions und H1-Tags
- Automatisiertes Abrufen von Keyworddaten
- Gruppierung ähnlicher Keywords anhand der Überschneidungen in den Top-10-Suchergebnissen (also wie Google die Zusammenhänge versteht)
- Effizientes Finden passender Redirect-URLs für Website-Migrationen durch den Einsatz des FAISS-Modells zur Ähnlichkeitssuche
- Identifizierung thematischer Cluster und semantisch ähnlicher Suchanfragen aus Google Search Console Daten, um die Topical Authority einer Website zu analysieren
Zudem kann durch den Link https://bit.ly/m/kevin-claneo?r=qr auf die öffentlichen Python Tools zugegriffen und weitere Informationen erhalten werden.
1. Tag – 14:30 Uhr
“SEO, Content & Philosophie – X philosophische Fragen, um typische SEO- und Content-Marketing-Probleme zu lösen” von Fabian Auler
Nach der Mittagspause ging es dann weiter mit einem Vortrag von Fabian Auler, dem Head of SEO und zugleich Gründer und CEO unserer Online Marketing Agentur Farbentour. In seinem Vortrag zeigte Fabian Auler auf, wie sich SEO- und Content-Marketing-Probleme mithilfe philosophischer Überlegungen beschreiben und beantworten lassen.
Einige der zentralen Fragen, die behandelt wurden, umfassen:
- Warum rankt meine Website nicht?
- Warum werden Websites von Google abgestraft?
- Wie gehe ich mit dem Phänomen Content Shock um?
- Wie bekomme ich mehr Aufmerksamkeit für meinen Content?
- Warum will meine Website nicht so ranken wie die der Konkurrenz?
- Welche Denkanstöße können mein SEO und Content Marketing erfolgreicher machen?
Diese und viele weitere Fragen wurden anhand philosophischer Fragestellungen beantwortet, was den Teilnehmern neue Perspektiven und tiefere Einsichten in die Verbesserung ihrer SEO- und Content-Strategien ermöglichte.
Einige Kernpunkte, die festgehalten werden können, sind:
- SEO-Maßnahmen müssen nicht zu 100% Google-konform sein, da auch Maßnahmen wie Gastartikel und Linkbuildung große Erfolge erzielen können, obwohl sie von Google ungerne gesehen werden
→ Somit gibt es keine klaren Grenzen hinsichtlich der verschiedenen SEO-Maßnahmen - Demnach werden “kleinere Vergehen” nicht sofort abgestraft
→ Eine Optimierung mit schwerwiegenden Maßnahmen wie beispielsweise der Nutzung von übermäßigem KI-Content kann sehr wohl zu Abstrafungen führen - SEO braucht Zeit, weshalb wenige Optimierungen in einer kurzen Zeitspanne oftmals zu keinem Erfolg führen
- Somit ist Beständigkeit von großer Bedeutung, da die Verfolgung einer SEO-Strategie über einen längeren Zeitraum erfolgen muss
Somit können wir festhalten, dass SEO-Maßnahmen nicht immer zu 100% Google-konform sein müssen, Beständigkeit und langfristige Strategien entscheidend sind und kleinere Vergehen oft nicht sofort abgestraft werden müssen.
2. Tag – 10:30 Uhr
“Lokalisieren, Optimieren, Dominieren: Internationales SEO mit Künstlicher Intelligenz” von Matthäus Michalik
Matthäus Michalik, Gründer und Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur Claneo, thematisierte in seinem Vortrag die Frage, inwiefern man Künstliche Intelligenz am Beispiel von ChatGPT einsetzen kann, um international erfolgreich zu sein. Im Fokus standen dabei vor allem die Aufbereitung authentischen Contents, die Berücksichtigung kultureller Unterschiede sowie die Nutzung der richtigen Prompts.
Im Bereich der internationalen Suchmaschinenoptimierung gibt es vier Bereiche, auf die geachtet werden sollte:
- Domain-Strategie
- Technisches Setup
- Keywords & Content
- Offpage Signale
Bei der Domain-Strategie kann zwischen der Country code Top-Level-Domain (z.B. www.deinedomain.de), der Generic Top-Level-Domain & Subfolder (z.B. www.deinedomain.com/de) sowie der Generic Top-Level-Domain & Subdomain (z.B. de.deinedomain.com) unterschieden werden. Während beim ccTLD ein großer Trust-Vorteil bei den Nutzern vorliegt, kann im Gegensatz dazu beim gTLD & Subfolder die Autorität leichter aufgebaut werden, wobei zugleich weniger technische Ressourcen benötigt werden. In Kombination mit der Subdomain besteht hingegen der Vorteil, dass große und komplexe Seiten aufgrund der Trennung überschaubarer werden können.
Zudem ging Michalik in seinem Vortrag auf die Frage ein, woran Google internationale Inhalte erkennt. Folgende Punkte wurden dabei aufgelistet:
- Domain/ Verzeichnisse
- Sprache der Inhalte/ Lokalisierung
- Währung, Adressen, Telefonnummern auf der Webseite
- CcTLDs & Herkunft der Backlinks
- Hreflang-Attribut
Im Hinblick auf den Einsatz von ChatGPT kann festgehalten werden, dass mithilfe der richtigen Prompts, Aufgaben wie beispielsweise die Erstellung von hreflang-Tags oder das hreflang-Troubleshooting übernommen werden können. Ferner können Meta-Tags in verschiedenen Sprachen, basierend auf den eingegebenen Keywords, durch LLMs erstellt und optimiert werden. Dabei muss jedoch angemerkt werden, dass beispielsweise ChatGPT keine geeignete Quelle für die Erfassung von Suchvolumen darstellt, da bei jeder Abfrage unterschiedliche Antworten geliefert werden. Zudem können Tools wie EvenLabs & HeyGen bei der Internationalisierung helfen, indem Audios und Videos mithilfe von KI für den entsprechenden Sprachbereich angepasst werden.
Um das Beste aus KI-Tools herausholen zu können, stellte Michalik zudem das Prompt Engineering Framework SPEAR vor:
- S = Start with a Problem
- P = Provide examples
- E = Explain the situation
- A = Ask
- R = Rinse & repeat
Dieses Framework hilft dabei, strukturierte und effektive Prompts für Künstliche Intelligenz wie ChatGPT zu erstellen, wodurch qualitativ hochwertige und zielgerichtete Inhalte erzeugt werden können.
Fazit Campixx 2024
Die Campixx 2024 war unserer Ansicht nach ein voller Erfolg und hat unsere Erwartungen übertroffen. Die Vorträge waren informativ und boten tiefgehende Einblicke in die neuesten SEO-Trends und -Strategien. Besonders beeindruckt waren wir von der Expertise der Referenten, die es geschafft haben, komplexe Themen auf verständliche Weise zu vermitteln.
Neben den fachlichen Inhalten bot die Konferenz auch reichlich Gelegenheit für wertvolle Gespräche und das Knüpfen neuer Kontakte. Das Networking war hervorragend organisiert, sei es durch das “Business Speeddating” oder der erstklassigen Unterhaltung bei den Abend-Aktivitäten. Ob bei „Wer wird SEOnär“, der Outdoor-Disco oder der Karaoke-Nacht – es wurde viel gelacht, getanzt und geredet. Während der gesamten Konferenz wurde zudem für eine große Auswahl an Speisen und Getränken gesorgt, sodass es den Teilnehmern an nichts fehlte.
Insgesamt war die Campixx 2024 für uns eine rundum gelungene Veranstaltung, die sowohl fachlich als auch menschlich bereichernd war.
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